Sabine Fuchs und Uli Heppel sind die Macherinnen hinter dem Blog F*ck the Falten und seit 34 Jahren beste Freundinnen. Beide sind sie Jahrgang ’65 und Grafik-Designerinnen. Jetzt haben sie ihr erstes gemeinsames Buch über das Älter werden geschrieben, dessen Titel – Wild bleiben statt alt werden – bei diesen beiden Powerfrauen Programm ist. Grund genug für mich, meine Bloggerkolleginnen zu besuchen und zu ihrem Werk zu interviewen. Vielleicht kann ich ihnen ja das Geheimnis hinter ihrer Verve entlocken …
Wild bleiben, statt alt werden. Das Interview mit Sabine Fuchs und Uli Heppel
Auf dem Tisch stehen leckere Kekse und in der Tasse dampft ein heißer Tee. Das ist auch gut so, denn draußen regnet es Bindfäden, als ich die beiden im coolen Schwabinger Atelier besuche, das Uli vor kurzem als Büro bezogen hat. Im obersten Stock (ohne Lift. Puh!) mit hohen Decken und liebevoll eingerichtet. Mich interessiert unter anderem, wie es überhaupt zu dem Buchprojekt kam, ob es ihnen leicht gefallen ist, es zu schreiben und vor allem, was sie ihren Leserinnen mit auf den Weg geben wollen.
So viel vorweg, „Wild bleiben, statt alt werden“ ist nicht einer dieser gutgemeinten Ratgeber für die Wechseljahre, sondern ein mutiger, unterhaltsamer und vor allem ehrlicher Streifzug durch die Höhen und Tiefen des Älterwerdens und das Leben überhaupt. In 24 persönlichen, liebevoll erzählten Geschichten beleuchten Uli und Sabine verschiedene Themen, gesehen aus der Perspektive und mit der Lebenserfahrung, die frau ü50 nun mal hat. Offen schreiben sie mal ernst, mal mit Augenzwinkern zum Beispiel über den Abschied von der jugendlichen Schönheit, vom Glück endlich so sein zu können, wie man möchte, von der Entwicklung der Beziehung zu sich selbst, dem Partner und den Eltern. Von der Kunst loszulassen, endlich Nein sagen zu lernen und überhaupt der Freiheit, die dieser Lebensabschnitt mit sich bringt.
Das Buch ist wie eine gute Freundin. Eine, die blind versteht, was man sich selbst manchmal nicht zu denken und schon gar nicht auszusprechen traut. Eine, die einen in den Arm nimmt, wenn es mal nicht so gut läuft und die einem das sichere Gefühl gibt, dass die nächsten Jahre noch ganz schön aufregend werden und WILD BLEIBEN definitiv die bessere Alternative ist.
Und was ist, wenn das Abenteuer erst anfängt?
Mit diesem und ähnlichen Statement-Sprüchen begeistern Uli und Sabine auf Instagram und jetzt auch in ihrem Buch.
Liebe Sabine, liebe Uli, Euer Buch ist seit dem 4. März im Buchhandel. Was habt ihr in der Woche seit dem Erscheinungstermin alles erlebt?
Zusammengefasst sah unsere Woche so aus: Berlin, Barcelona, Corona. Zwei Geburtstagsfeiern und eine Filmpremiere. Ach ja, und eine Buchpräsentation auf der kleinsten Bühne der Welt zusammen mit der Moderatorin Svenja Lassen gab es auch noch. Es war aufregend und irgendwie sind wir beide emotional noch ganz schön mitgenommen.
Wie lange hat es denn gedauert, bis ihr Euer gemeinsames Baby in den Händen halten konntet?
Auf alle Fälle länger als wir dachten. Am Anfang sind wir dem Irrglauben aufgesessen, so ein Buch würde sich am Wochenende oder einfach mal nebenbei schreiben lassen. Aber wir haben total unterschätzt, dass wir uns an diese sehr persönlichen Themen erst einmal herantasten müssen und dann das Geschriebene wiederum sacken muss. Manchmal war das fast schon ein therapeutischer Aufarbeitungsprozess. Alles in allem hat das Schreiben sechs Monate gedauert.
Wie ist es denn überhaupt dazu gekommen, dass ihr ein Buch über das Älterwerden geschrieben habt?
Eine Buchagentin ist auf unseren Blog aufmerksam geworden. Ich glaube es war Sabines Blogbeitrag, in dem sie berichtet, warum sie sich die Haare nicht mehr färbt und was das mit ihr und ihrer Umgebung macht. Dieser Beitrag hat sie auf uns gebracht hat und, naja, nach einigen Gesprächen und einem Konzept begannen wir mit dem Vertrag in der Tasche mit dem Schreiben. Es gab eine Reihe von Verlagen, die sich für das Skript interessiert haben und mit der unsere Agentin im Gespräch war. Wir freuen uns sehr, in einem so renommierten und bekannten Verlag wie Gräfe & Unzer verlegt zu werden.
Das ist wirklich ein großartiger Erfolg und zeigt das große Interesse an dem Thema. Und der Verlag hat Euer Buch mit einer beachtlichen Startauflage von 10.000 Exemplaren auf den Markt gebracht. Chapeau! Besonders erfrischend finde ich, dass es nicht der fast schon übliche Ratgeber geworden ist, wie Frauen gut durch die Wechseljahre kommen. Eure Themen sind breit gefächert und aus dem echten Leben. Welche Botschaft möchtet ihr euren Leserinnen mitgeben? Mit welchem Gefühl sollen sie am Ende das Buch zuklappen?
Unsere Botschaft ist ganz klar: Bleib wild. Bleib neugierig, gib nie auf. Sieh die Herausforderungen des Lebens als Wachstumschance und heiße alle Facetten des Lebens willkommen.
Alles verändert sich, was aber nicht heißt, dass es schlechter wird. Im Gegenteil. Zum Beispiel sagen wir heute nicht mehr zu allem Ja und Amen. Die große Chance unseres Alters ist, radikaler zu sein, wir dürfen auf Krawall gebürstet sein, Anpassung war gestern.
Diese Botschaft unterschreibe ich sofort. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass ihr jemals zu irgendwas Ja und Amen gesagt habt … Hattet ihr eigentlich jemals Zweifel daran, so ein Buch schreiben zu können? Gab es im Entstehungsprozess Durchhänger?
Sabine: Ich habe niemals dran gezweifelt, dass ich es schreiben kann. Aber ich habe daran gezweifelt, dass es jemand lesen wird.
Uli: Ich hatte tausend Mal das Gefühl, ich stecke fest und komm nicht weiter.
Um so stolzer könnt ihr auf das Ergebnis sein. Das Buch verkauft sich ja auch bereits sehr gut bei Amazon. Habt ihr jeweils ein Lieblingskapitel in dem Buch, einen ganz persönlichen Favoriten? Und warum?
Uli: Ich hatte einige Kapitel im Buch, die ich lange aufgeschoben habe, die mir dann aber beim Schreiben total einfach von der Hand gingen. Mein Lieblingskapitel ist Alte Eltern, weil ich eine sehr enge Bindung zu meinen Eltern habe (wir telefonieren mehrmals täglich …) und als Pendant dazu das Kapitel Coole Eltern, in dem ich die Beziehung zu meinem pubertären Sohn beleuchte.
Sabine: Ganz klar F*ck the Falten, das Kapitel in dem es um Altersrassismus geht. Ich wollte einmal darauf hinweisen, denn im Alltag sind wir irgendwie alle ein bisschen Altersrassisten. Das Thema verdient Aufmerksamkeit.
Und dann das Kapitel über meine grauen Haare. Die Befreiung, die die Entscheidung keine Farbe mehr auf meinen Kopf zu bringen für mich bedeutet.
Älter werden und trotzdem wild bleiben
Älter werden ist ja nicht nur ein Thema ab 50. Soll das Buch auch jüngere Frauen erreichen?
Ja, die ü40 Frau bekommt Lust auf die Freiheit, die wir haben und die sie selbst jetzt noch nicht hat. Eine unserer Followerinnen auf Instagram kommentierte, sie bekäme Lust aufs Alter, wenn sie unseren Blog liest.
Unsere Mission ist zu sagen: Jede Lebensphase ist gut und wir lassen uns nicht mehr einreden mit 30 bist du zu alt für Kinder und mit 40 ist es zu spät etwas Neues anzufangen und mit 50 ist es Zeit sich zurückzuziehen. Nein! Deine Zeit ist JETZT! Egal, wie alt Du bist.
Ihr seid seit über dreißig Jahren Freundinnen. Manche Ehen halten nicht so lange. Wie schafft man das? Zumal ihr ja auch beide Grafik-Designerinnen seid und Euch ein Büro teilt.
Sabine: Uli hat ein sehr großes Herz, sie kann gut verzeihen. Und dann ist noch wichtig, dass wir uns beide so sein lassen, wie wir sind. Über das Buchscheiben haben wir aber tatsächlich noch einiges über die andere erfahren, was wir bisher nicht voneinander wussten.
Auf Eure Freundschaft, dieses Band zwischen Euch, bin ich fast ein bisschen neidisch. Am Ende des Buches schreibt ihr Euch gegenseitig einen Brief und ich muss gestehen, ich hatte feuchte Augen, als ich die gelesen habe. Könnt ihr euch vorstellen, gemeinsam alt zu werden und dann vielleicht in einem Ollekolle – also einer Seniorenwohngemeinschaft (was für ein uncharmantes Wort) zusammenzuwohnen?
Sabine: Ja, so eine Alten-Kooperative (sehr viel schöneres Wort, danke Sabine) ist ein schöner Gedanke, das können wir uns gut vorstellen. Wir wollen beide nicht ins Altersheim, dazu sind wir viel zu wild.
Uli: Es wäre schön, wenn es uns gelingt, auch unsere Kinder für so eine Idee zu gewinnen. Ich versuche meinen Sohn damit zu ködern, dass er das Penthouse bekommt, wenn er mit uns in ein Mehr-Generationen-Haus einzieht …
Was ist euer nächstes Projekt als kreatives Dream-Team?
Sabine: Ein Podcast. Das Mikrophon liegt schon zuhause bei mir, mein Mann hat es mir zu Weihnachten geschenkt. Aber weil mit dem Buch so viel zu tun war, habe ich es noch nicht einmal ausgepackt.
Uli: Wir haben schon eine lange Liste an Interviewpartnerinnen, die wir einladen wollen. Und wenn sich das Buch gut verkauft, dann vielleicht eine Fortsetzung.
Liebe Sabine, liebe Uli, vielen Dank für dieses Gespräch und die guten Kekse. Weiterhin viel Erfolg mit dem Buch und Euren Projekten. Und ich klau jetzt mal Euren Spruch: Bleibt wild!
„Wild bleiben statt alt werden“ von Sabine Fuchs und Uli Heppel ist im März 2020 bei Gräfe & Unzer erschienen
Preis: 16,99 Euro
Hier kannst Du es bei Amazon* kaufen. Oder Du gehst zum Buchhändler Deines Vertrauens.
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Suuuuper…ich bin noch mehr begeistert von den beiden und von dir.
Das Buch liiiebe ich.
Liebe Annette,
das Buch ist ja auch der Knaller. Genau wie Uli und Sabine!
Liebe Grüße
Martina
Sehr süßer Beitrag und Autorinnen!
Da macht altern sicher Spaß!
Kleiner Typo im Titel, liebe Martina, wobei satt bleiben – Falten hin oder her – ja auch wichtig ist.
LG Nicole
Ein sehr schönes Interview, ich habe es gerne gelesen! Danke dafür!
Liebe Martina,
wooooow was ist das Interview und der Blogbeitrag toll geworden. Wir sind total begeistert, auch von den Fotos. Das ist wirklich superklasse, dass du uns so unterstützt mit unserem Buchbaby. Da sind wir absolut happy und sehr angetan von so viel Frauensolidarität und Wertschätzung. Dankeschööööööön, liebe Martina. Liebe Grüße und pass auf dich auf Uli & Sabine von Fuck the Falten,
Liebe Martina – Uli habe ich einmal bei einem Bloggertreffen in München “kennen gelernt” – vor 2 – 3 Jahren – sie hat so toll ausgesehen und trug Weltklasse Ohrringe. Ich kann mir vorstellen, daß dieses Buch was besonderer ist.Zwei tolle Frauen. Den Artikel über die grauen Haare sollte ich lesen – ich kann das färben einfach nicht lassen obwohl es mich so nervt. Liebe Grüße Gabi