Die Goldenen Zwanziger. Im Rausch des Lebens.

Jan 15, 2020

Haben wir die Lektion
der Geschichte gelernt?
Oder tanzen wir wieder
auf dem Vulkan ...
Meine Gedanken.

Achtung, dieser Post ist anders. Ich mache mir Gedanken darüber, ob wir unsere Lektion aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gelernt haben, denn ich sehe viele Parallelen zu heute. Und ich bin sehr, sehr gespannt auf Deine Meinung!

Haben wir die Lektion
der Geschichte gelernt?
Oder tanzen wir wieder
auf dem Vulkan …
Meine Gedanken.

Achtung, dieser Post ist anders. Ich mache mir Gedanken darüber, ob wir unsere Lektion aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gelernt haben, denn ich sehe viele Parallelen zu heute. Und ich bin sehr, sehr gespannt auf Deine Meinung!

Es war ein Kommentar zu einem Instagram Post, der mich zum Nachdenken gebrachte. Die Frage, ob die Goldenen Zwanziger denn wirklich so golden waren wie wir uns (auch ich mir) das immer vorstellen. Gerne hätte ich damals – am liebsten in Berlin – diese wahnsinnige, lebenshungrige Zeit miterlebt. Was ich wohl gesehen hätte? Babylon Berlin? Sex, Drugs und Rock ’n‘ Roll Charleston rund um die Uhr? Oder das Leid der traumatisierten Kriegsheimkehrer? Vielleicht auch die neue Freiheit und die Kreativität der expressionistischen Künstler und das zarte Pflänzchen der Emanzipation der Frauen. Es war auf alle Fälle eine Welt im Umbruch. Leider ging zum Schluss, wie wir wissen, alles ziemlich schnell den Bach runter und golden war am Ende gar nichts mehr. Denn am Ende blieb nur die Katastrophe. Haben wir was daraus gelernt?

Welt im Umbruch

Ich sehe viele Parallelen zu der Zeit in den 20er Jahren damals und heute. Auch unsere Welt ist gerade im Umbruch. Und wie damals sehe ich Gewinner und Verlierer: Ich sehe diejenigen, die sich mit vollem Elan in das Leben stürzen. Die, die wie im Rausch alles mitnehmen und nichts verpassen wollen. Und dann sehe ich ganz deutlich die Abgehängten, die voller Angst auf die Veränderungen um sie herum reagieren. Für die alles Neue und Fremde etwas Bedrohliches ist. Diejenigen, die wie damals am Schluss einfach auf der Strecke bleiben.

Die Gier nach immer mehr …

… spaltet unsere Gesellschaft heute, wie sie es damals getan hat. In kaum einem anderen Jahrzehnt des alten Jahrhunderts wurde das Leben so unterschiedlich wahrgenommen wie in den 20er Jahren. Die Eliten, die durch die Industrialisierung unermesslich reich geworden waren und den neuen Luxus der modernen Zeiten in vollen Zügen genossen, entfernten sich immer weiter von dem Leben der anderen, die hart für ihr kleines Glück arbeiten mussten oder gar in prekären Verhältnissen mehr schlecht als recht überlebten.

Und heute? Auch im Deutschland der 2020er geht die Schere immer weiter auseinander. Es geht uns gut, sehr gut sogar. Aber das gilt bei weitem nicht für alle. Ich sehe sie jeden Donnerstag bei meiner Arbeit für die Tafel. Ich spreche von Rentnern, die ihr ganzes Leben lang gearbeitet haben, von Alleinerziehenden, von Menschen, die von der Mitte an den Rand unserer Gesellschaft gedrängt werden. Eine Gesellschaft, die ihre gesunde Mitte verliert, gerät irgendwann unweigerlich aus der Balance. Und eine Gesellschaft, in der jeder nur noch an sich selbst und seinen eigenen Vorteil denkt und nicht mehr rechts und links schaut, hat keine Basis mehr, keinen Kitt, der alles zusammenhält.

Im Rausch des Lebens wollten alle nur tanzen

Ich kann verstehen, dass sich damals eine ganze Gesellschaft nach dem Horror der Kriegsjahre in das volle Leben stürzte so gut es ging. So viel war neu, so viel war auch besser. Die Kunst und die Wissenschaft blühten auf, der Fortschritt hielt Einzug in das Leben. Das Medium der Zeit war das Kino, das – wie heute die digitalen Medien – eine ganz eigene Realität erschuf. Vielleicht war es auch einfacher, nicht so genau hinzusehen, welches Unheil sich da am Horizont zusammenbraute. Ganz bestimmt sogar war es leichter, sich ins Vergnügen zu stürzen und zu ignorieren, dass die junge Demokratie eben nicht so stabil war, wie alle glaubten.

Wahrscheinlich hatte die große Masse auch die Nase voll von der Politik. Das Abtauchen in eine Scheinwelt, die Desillusionierung, Ignoranz und Politikverdrossenheit waren der ideale Nährboden für die Populisten und Demagogen, die sich aufmachten, die Macht an sich zu reißen. Und heute? Wahlbeteiligungen um die 60 % und darunter lassen mich in kalten Schweiß ausbrechen. Die Verrohung der politischen Sprache erfüllt mich mit Unbehagen und die neue Akzeptanz des braunen Gedankenguts in immer größeren Teilen unserer Gesellschaft machen mir schlichtweg Angst. Ich finde, wir sind nicht auf dem besten Weg.

Lektion gelernt?

Wie golden waren sie wirklich, die 1920er? Und haben wir aus der Geschichte gelernt? Oder sind wir verdammt, sie zu wiederholen, weil wir unsere Augen verschließen und uns bequem einrichten in unserer Komfortzone? Die Gier nach immer mehr hat unseren Planeten an den Rand einer klimatischen Katastrophe gebracht. Und die Populisten stehen schon lange nicht mehr versteckt hinter den Vorhängen der politischen Bühne. Nein, sie machen sich auf, die Hauptrollen zu übernehmen. Unsere Gesellschaft war noch nie so gespalten, wie sie es zu Beginn dieses neuen Jahrzehnts ist. Wie wird es diesmal am Ende ausgehen?

Sei eine Stimme, kein Echo

Ich weiß, ich bin nur eine leise Stimme, aber ich werde sie nutzen. Und obwohl dieser Blog sich den schönen Dingen des Lebens verschrieben hat und der Ton normalerweise leicht und heiter ist, ist es mir ein Bedürfnis, auch zu solchen Themen zu schreiben. Denn am Ende sind wir alle mitverantwortlich. Ich habe selbstverständlich kein Rezept, das gibt es wahrscheinlich gar nicht. Aber ich habe meinen gesunden Menschenverstand und den Mut, meine Augen zu öffnen und meine Komfortzone zu verlassen. Und ich hoffe inständig, dass ich damit nicht alleine bin.

Du weißt, ich liebe das Leben …

Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Die Möglichkeiten zu Reisen erlauben es mir, die Welt in ihrer ganzen Vielfalt zu entdecken. Ich bin sehr dankbar für die Freiheit, zu sagen, was ich denke und in einer Demokratie eine Stimme zu haben, die zählt. Und ich möchte, dass das so bleibt. Ich bin bereit, dafür auch etwas zu tun.

Ich danke Dir fürs Lesen und bin sehr, sehr gespannt auf Deine Meinung.

Herzliche Grüße
Deine Martina

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