Uff!
Wir sitzen eines sonntags gemütlich auf dem Sofa und die Frage meines Mannes trifft mich, naja sagen wir mal so, ein wenig unvorbereitet. Ist das eine Fangfrage, denke ich im ersten Moment. „Schatz, natürlich am liebsten mit Dir und unter Palmen, mit dem Blick auf die untergehende Sonne. Weißt Du noch, diese kleine Insel in der Karibik …“
Diese Antwort rettet mich erst einmal über den Schreckmoment hinweg, realistisch betrachtet, ist sie natürlich völliger Blödsinn. Aber die Frage bleibt in meinem Kopf. Wie stelle ich mir mein Leben denn tatsächlich in 30 Jahren vor? Gar nicht so einfach, darauf eine kurze Antwort zu finden. Wie gut, dass sich im Februar auf Still Sparkling alles um das Thema Zeitsprünge dreht und ich mit meiner Zeitkapsel statt in die Vergangenheit, in die Zukunft reisen kann, um zu schauen, wie die Welt im Jahre 2049 aussehen wird. Kommst Du mit?
„Der beste Weg, die Zukunft vorherzusagen, ist sie zu gestalten“
Willy Brandt
Die Welt in 30 Jahren
Um mir auszumalen, wie mein Leben in 30 Jahren aussehen wird, muss ich mir erst einmal die Welt in 30 Jahren vorstellen. In welchem Umfeld werde ich leben?
Schauen wir dafür doch erstmal 30 Jahre zurück. Wenn man sich damals mit jemanden verabredet hat, war man pünktlich am ausgemachten Treffpunkt. Handys (geschweige denn Smartphones) waren noch nicht mal annäherungsweise erfunden. Also nix mit einer schnellen WhatsApp „Du, bei mir wird es 10 Minuten später, geh doch schon mal rein.“ Es hat dennoch gut geklappt, ohne dass man etwas vermisst hätte.
Wird das so weiter gehen?
Ich bin natürlich kein Zukunftsforscher, aber gehen wir mal davon aus, dass die Digitalisierung immer schneller, weiter und tiefer in unseren Alltag Einzug halten wird. Ob das gut oder schlecht ist, sei jetzt mal dahingestellt. Es wird passieren. Ich stelle mir Kühlschränke vor, die automatisch Lebensmittel bestellen, mein neues Hüftgelenk kommt individuell gefertigt aus dem 3D Drucker und weil es selbstfahrende Autos gibt, muss ich mir auch keine Gedanken machen, ob ich mit 83 den Führerschein abgeben sollte.
Am Ball bleiben
Soweit, so gut. Die Welt wird definitiv eine andere sein, als heute. Ich möchte mich dennoch auch in dieser (schönen?) neuen Welt noch zurechtfinden können und nicht auf dem Abstellgleis landen. Denn soviel ist mir klar:
Ich möchte auch mit 80 Jahren noch ein selbstbestimmtes erfülltes Leben führen.
Das wollen im Übrigen auch die meisten meiner Freunde, die ich zu diesem Thema befragt habe:
Rolf (sein erster Krimi wurde gerade fertig – www.brunzkachl.de) hat noch viel vor:
„… Mit 82 habe ich mindestens den 25ten Wamprechtshammer-Krimi geschrieben. Meine Frau und ich tummeln uns auf dem Land herum und lassen uns von selbstfahrenden E-Taxis durch die Gegend schippern. Ansonsten hoffe ich, dass auch das ein oder andere Fest nicht wie ein Senioren-Abend daherkommt. Schließlich sind 80 die neuen 60, nicht wahr? Also Rambazamba statt Kaffeeklatsch. Meine Kinder sind derweil mindestens genauso glücklich und gesund wie ich und genießen jeden Augenblick.“
Norman und Max möchten zwischen München und einem Warmwasserziel pendeln, mindestens noch einen coolen Film pro Jahr drehen und mit ihren vielen Freunden weiterhin engen Kontakt haben. „Angst vorm Älterwerden haben wir eigentlich nicht.“
Iris wünscht sich „so aufgeschlossen und lernfähig zu sein, wie meine Mama mir das heute vormacht. Ich möchte weiterhin viel Spaß haben und gesund sein. Außerdem finde ich die Idee einer Alten-WG super. Da würde ich dann gerne wohnen.“
Antonia ist in 30 Jahren 60 und möchte „so viel verdient haben, um einen abgesicherten und erfüllten Lebensabend verbringen zu können. Für meine Kinder wünsche ich mir eine gute Perspektive und vor allem eine glückliche Zeit. Angst habe ich nur vor schweren Krankheiten oder unvorhersehbaren Ereignissen, die mir ein selbstbestimmtes Leben nicht mehr möglich machen würden. “
Sani und Coco (die Menschen mit den meisten gereisten Flugkilometern, die ich kenne …) möchten auch im Alter weiter auf Reisen sein. Außerdem freuen sie sich “nicht mehr arbeiten zu müssen und auf die Enkelkinder. Angst haben wir davor, einen geliebten Menschen zu verlieren.” Mit einem Haus im Süden für den Winter schließen sie sich Norman und Max an …. vielleicht begegnen sie sich ja einmal am Strand.
That’s what friends are for
Eines wird mir bewusst, wenn ich diese Kommentare lese: Ohne einen gepflegten und aktiven Freundeskreis wird es mit 80 ziemlich fad werden. Aber das war mir vorher schon irgendwie klar. Damit wir – mein Mann und ich – in den kommenden 30 Jahren und darüber hinaus ein erfülltes Leben führen werden, sind unsere Freunde mindestens genauso wichtig, wie unsere Familie und die Gesundheit. Die Gespräche mit unseren Freunden beeinflussen unsere geistige Flexibilität, die gemeinsamen Reisen halten unsere Neugierde wach. Der Austausch und das Netzwerk sind ein Zauber-Elixier.
Ein selbstbestimmtes Leben im Alter beginnt: Genau jetzt!
Für mich heißt das aber auch: Heute stelle ich die Weichen für mein Leben in der Zukunft. Wie ich es mir vorstelle, welche Wünsche und Hoffnungen ich habe, auch das wird entscheiden, wie es mir in 30 Jahren gehen wird. Selbstbestimmt zu leben, bedeutet im Umkehrschluss selbstverantwortlich zu handeln. Und das in allen Aspekten: finanziell, körperlich, geistig und sozial.
Mindset is everything …
… das ist ein Satz, den Du auf Still Sparkling in der ein oder anderen Form schön öfter gelesen hast. Ich bin der festen Überzeugung, dass ich mit meiner Einstellung, mein Leben positiv oder negativ beeinflussen kann. Es liegt ganz an mir, aus welcher Perspektive ich die nächsten 30 Jahre und die Entwicklungen, die sie mit sich bringen, betrachten werde.
Oh mein Gott, und das alles fing mit einer harmlosen Frage auf dem Sofa an. Ich steige jetzt mal wieder aus meiner Zeitkapsel und lande auf dem Boden der Tatsachen. Ich muss nämlich noch Wäschewaschen und den Geschirrspüler ausräumen. In 30 Jahren erledigt das dann mein Hausroboter für mich. Hoffentlich!
Herzlichst,
Deine Martina
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Liebe Martina, klasse Artikel, der zum Nachdenken anregt! Ich hab ja immer die Fantasie mit Freunden und meinem Liebsten in einer AltersWG zu leben, wo man sich gegenseitig unterstützt, denn zusammen ist man immer stärker, als alleine. Einsam zu sein ist für mich der Horror, also pflege ich Freundschaften und bin immer offen gegenüber Neuem und neuen Menschen….
Schönen Sonntag und liebe Grüße, Nicole
Liebe Nicole,
da sprichst Du mir aus der Seele. Eine Alten-WG oder zumindest eine enge – auch räumliche Nähe – zu den Freunden, das ist es, was uns vorschwebt. Ich habe auch gerade gelesen, dass Menschen mit kompletten sozialen Kontakten seltener dement werden. Das ist doch eine schöne Aussicht, oder? Auf dass wir unser Leben genießen können, auch in 30 Jahren!
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina, klasse Artikel, wie geht es mir mit 90 Jahre?
Die Idee mit Freunden in einer AltersWG oder in einem Mehrgenerationenhaus zu leben, wo man sich gegenseitig unterstützt, denn zusammen ist man immer stärker, als alleine. Meine Freundschaften und offen gegenüber Neuem zu sein wird ein ganz wichtiger Teil in meinen restlichen Leben sein. Und ich hoffe auch, dass ich mit 90 Jahren noch selbst bestimmt leben kann.
Schöne Woche und liebe Grüße aus München
Liebe Ellen,
mit Deinem offenen, freundlichen und neugierigen Wesen wirst Du das auf alle Fälle hinbekommen. Irgendwie wollen alle in eine Alten-WG oder in ein Mehrgenerationenhaus … vielleicht ist das eine Marktlücke 😉
Liebe Grüße
Martina