Allein ins <br/>Kino gehen

Okt. 14, 2018

und was meine
Innere Stimme
dazu sagt

Ein lustige Idee, ein schöner Film und ein schrulliger Kommentator erwarten Euch

und was meine
Innere Stimme
dazu sagt

Ein lustige Idee, ein schöner Film und ein schrulliger Kommentator erwarten Euch

Ich war neulich tatsächlich alleine im Kino. Ein kleines Abenteuer, zu dem ich Euch gerne mitnehme …

 

Das kam so: Es ist früher Nachmittag, vor mir flimmert der Text für einen Blogpost auf dem Bildschirm und ich bin allein zu Hause. Mein Mann ist geschäftlich unterwegs. Und weil ich keine Lust habe, an diesem Abend vor dem Fernseher zu sitzen, überlege ich, endlich einmal wieder ins Kino zu gehen. Und zwar ganz allein. Huhu, ganz schön wild …

… allein ins Kino gehen? fragt meine Innere Stimme, ist das nicht ein bisschen langweilig? Nein, warum? Dann kann ich mich ganz auf den Film konzentrieren und niemand flüstert mir nervige Kommentare ins Ohr.

… aber welchen Film möchtest Du denn ansehen? Keine Ahnung, die Traumfabrik in Hollywood produziert doch ständig neuen Stoff.

… willst Du wirklich 30 Kilometer in die Stadt fahren, nur um einen Film anzusehen? Bei Netflixlaufen doch auch gute Filme. Es gibt ein neues Kino in der Nähe, da schau ich jetzt ins Programm.

 

14.54 Uhr

Noch bin ich wild entschlossen. Denn ich finde die Idee, alleine ins Kino zu gehen geradezu verwegen …

Der Blick in die Programmliste des örtlichen Kinos macht mich allerdings ein wenig ratlos. Eine französische Geschlechterkomödie mit Gerard Depardieu? Ich dachte der ist in Russland jetzt Berater des Kremls  …

… dann wären da noch

– ein Film über Mutanten mit überirdischen Kräften? Echt jetzt?

– eine Teeniekomödie über das schönste Mädchen der Welt. Da bin ich definitiv rausgewachsen.

– ein humorvoller Film Noir Thriller. Seit wann ist Film Noir humorvoll? Was habe ich in den letzten Jahren alles verpasst?

– Mehr interessiert mich schon der Film mit Lady Gaga und Bradley Cooper, aber – Mist! – der läuft heute nicht.

15.14 Uhr

Puh, gar nicht so einfach, sich zu entscheiden. Am Ende bin ich wild und wähle einen Film mit deutlicher Überlänge. Dann lohnt es sich der ganze Aufwand wenigstens wirklich:

WERK OHNE AUTOR von Florian Henckel von Donnersmarck (was für ein Name).

Ich komme mir ziemlich intellektuell vor bei der Wahl des heutigen Abendprogramms. Immerhin wurde hier die Lebensgeschichte von Gerhard Richter, einem der bekanntesten deutschen Maler der Nachkriegszeit auf Zelluloid gebannt. Gesagt, getan. Ich bestelle und bezahle die Kinokarte über das Internet.

17.43 Uhr

Meine Innere Stimme meldet sich wieder. Möchtest Du Dich nicht umziehen? Warum denn? Ich gehe doch nur ins Kino, ich gehe ALLEIN ins Kino. Warum soll ich mich aufbrezeln? Am Ende setzt sich noch jemand neben mich!!!

19.13 Uhr

Auf dem Weg zum Kino. Natürlich habe ich mich umgezogen, ich könnte ja jemandem begegnen, den ich kenne. Sogar meine Haare habe ich noch gewaschen. Sonst denkt noch jemand, ich wäre verlottert.

19.35 Uhr

Vor dem Kino komme ich mir ein bisschen bedauerlich vor. Wer geht schon allein ins Kino, das ist fast so wie alleine an der Bar zu sitzen. Armes Mädchen, sagt meine Innere Stimme. Spinnst Du, sage ich zurück.

Bilde ich es mir ein, oder sieht mich der Typ hinter der Kasse mit mitleidigem Blick an? „Nur eine Karte?“  „Ja, nur EINE Karte!“

Die Leute denken bestimmt, Du hast keine Freunde und jetzt musst Du allein ins Kino gehen.Wer denkt denn so was, außer Dir selbst! Meine Innere Stimme wird langsam ein bisschen schrullig.

Allein ins Kino gehen19.40 Uhr

Ich stehe vor schwierigen Entscheidungen. Süßes oder salziges Popcorn? Gummibärchen? Nachos mit Chemiekäse? Dazu ein Bier oder lieber Weißwein? Nein halt, Fanta aus der Retroflasche … Gleich fängt der Film an und ich kann mich nicht entscheiden. Am Ende wird es süßes Popcorn und ein Weißwein, was sich geschmackstechnisch als schwierige Kombination herausstellt.

19.45 Uhr

Im Saal wird es dunkel und ich bin froh, keine Platznachbarn zu haben. Überhaupt scheint der Film sich nicht gerade großer Beliebtheit zu erfreuen. Vielleicht hätte ich vorher doch die Kritiken lesen sollen? Egal, jetzt sitze ich hier.

Der Werbeblock dauert eine gefühlte Ewigkeit und ich glaube einen Klassenkameraden aus der Grundschule bei der örtlichen Sparkassenwerbung zu erkennen.

Endlich geht der Film los und ich mache es mir für die nächsten drei Stunden in meinem roten Samtsessel bequem.

Allein ins Kino gehen23.05 Uhr

Ich bin erstaunt, als der Abspann über die Leinwand rollt. Wie, was, schon vorbei? Ich bin tatsächlich drei Stunden im Kino gesessen? Und Du musstest nicht einmal zwischendrin auf die Toilette. Ich hatte nur ein Glas Weißwein! Also bitte …

Mir hat der Film gefallen, er hat mich berührt. “Sieh niemals weg” ist der Untertitel. Leider eine sehr aktuelle Botschaft …

Ich komme mir ein bisschen verloren vor, als ich so alleine aus dem Kino zu meinem Auto gehe. Niemand da, mit dem ich mich jetzt austauschen kann.

23.35 Uhr

Ich bin müde, normalerweise liege ich um diese Zeit schon im Bett. Meine Diskussion fällt ziemlich einseitig aus, logisch, denn mein Mann ist ja nicht da. Ich checke die Kritiken im Internet und stelle fest, dass mir offenbar ein Film gefällt, der von der Kritik zerrissen wurde. Jetzt zweifle ich auch noch an meinem Geschmack und meinem Filmverstand. Wenn man mal jemand braucht, mit dem man reden kann, ist keiner da …

 

Mein Fazit

Und hat es sich gelohnt, allein ins Kino zu gehen? Ja, hat es. Schon allein deshalb, um einmal wieder mit meiner Inneren Stimme Zwiesprache zu halten. Ich gebe aber zu, manche Dinge machen zu zweit einfach mehr Spaß. Und in Zukunft teile ich mein Popcorn gerne wieder und lasse mir Kommentare ins Ohr flüstern. Ab uns zu ganz alleine etwas auszuprobieren, hat jedoch einen gewissen Reiz.

Wer weiß, vielleicht gehe ich ja demnächst mal ganz alleine zum Essen. Bei Garance Doré habe ich neulich einen Post über Emily Schildt entdeckt, die einmal in der Woche eine Solo Date Night mit sich selbst hat und alleine ein Menü in einem schönen Restaurant isst. Ein interessantes Konzept. Was meine Innere Stimme wohl dazu zu sagen hätte …

Herzliche Grüße
Eure Martina

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