Wem kommt das bekannt vor? Sätze wie, „Kannst Du bitte mal …“, „Es wäre ganz toll, wenn Du nur ganz kurz einmal…“, oder auch „Ich bin Dir ja so dankbar, dass Du das übernimmst …“.
Schon hat die Falle schnapp gemacht. Auch bei mir, immer wieder. Ich habe JA gesagt anstatt NEIN. Dazu lächle ich sogar noch freundlich, obwohl ich innerlich koche, denn dieses JA bringt meinen kompletten Zeitplan in Verzug. Ziemlich ärgerlich, oder? Dabei meint mein Gegenüber es oft gar nicht böse, sondern fragt einfach. Ich allein habe die Wahl mit JA oder NEIN zu antworten.
Auch mein Tag hat nur 24 Stunden, das musste ich immer wieder schmerzlich erfahren. Zu oft verzettele ich mich bis dato, nur um zu gefallen bzw. vielmehr um eine mögliche Konfrontation aus dem Weg zu gehen.
Eigene Projekte oder noch wichtiger Lieblingsmenschen wurden dadurch hintenangestellt. Das ist kein charmanter Charakterzug von mir, daher werde ich jetzt das Nein sagen üben. Machst Du mit?
Zunächst aber eines vorweg, denn das JA-Sagen ist ein merkwürdiger Automatismus. Es scheint mir, besonders wir Frauen sind davon häufiger infiziert als Männer. Warum?
Sind wir zu Ja-Sagern erzogen worden?
Ja, sind wir. Schön brav, immer hilfsbereit, lächelnd und unbedingt gefallen wollen. Ein selbstbewusstes Nein gab es in meinen Kindertagen nicht und selbst wenn, wäre es sicher nicht mit Applaus begrüßt worden. Das prägte mich und ähnliches bestimmt auch dich. Aber genau dies macht es uns als erwachsene Persönlichkeit auch so schwer, sich von gelernten Mustern zu verabschieden. Das möchte ich aber ab sofort und den Mut zeigen, ein selbstbestimmtes Ja oder Nein abzuwägen und für mich entscheiden zu dürfen. Courage zeigen, auch mal anecken und nicht so schrecklich angepasst sein. Ich bin schließlich erwachsen und kein kleines Mädchen mehr.
Verabschieden wir uns endlich von alten Verhaltensmustern
Agieren statt funktionieren, das habe ich mir seit einer Weile auf die Fahnen geschrieben. Meistens klappt es mit dieser Selbstbestimmung, auch wenn Ausnahmen wie immer die Regel bestätigen (siehe oben).
Mein Trick daher …
Statt automatisch JA zu denken, mache ich genau das Gegenteil: Ich denke erst einmal automatisch NEIN, wenn ich um einen Gefallen gebeten werde. Dieses Denkmuster funktioniert wie ein Schutzschild für meine eigene Zeit und meine Interessen. Das verschafft mir einen guten Abstand zwischen dem Gefallen, dem ich nachkommen soll und mir. So habe ich genug Zeit und Raum, mir genau zu überlegen, ob ich
a) Zeit
und
b) Lust habe,
das zu tun, worum ich gebeten werde.
In der Zwischenzeit habe ich das NEIN Sagen ein paar Mal geübt und gelernt, mit den verdutzten und manchmal enttäuschten Reaktionen umzugehen. Denn wie schon gesagt: Everybodies Darling is everybodies Depp … Ein schlechtes Gewissen habe ich tatsächlich auch nicht mehr. Das war nämlich meine größte Sorge vorab. Als egoistisch empfinde ich mich ebenfalls nicht dadurch, denn ich achte darauf, dass ich das, was ich tue immer mit Herzblut und positiver Energie umsetze. Um mein JA auch so halten zu können, wie ich es möchte, brauche ich meine eigene innere Überzeugung und genug Zeit.
Öfter einmal Nein zu sagen, hat auch jede Menge Vorteile
Wer öfter Nein sagt und mehr selbst bestimmt, wann er wo was tut, …
… kennt die eigenen Bedürfnisse und respektiert seine eigenen Grenzen.
… kann seinen Mitmenschen mehr Aufmerksamkeit schenken und echte Zeit in sein Gegenüber investieren.
… kann seine Aufgaben mit voller Konzentration umsetzen.
… fühlt sich weniger fremdbestimmt.
… ist zeitsouverän (hierzu gibt es einen eigenen Post / Mehr Zeit für Dich).
… ist mehr im Hier und Jetzt.
… fühlt sich weniger gehetzt.
… erfreut seine Mitmenschen mit einem herzlichen JA umso mehr.
… ist weniger gefährdet, kleine Zornesfalten auf der Stirn zu bekommen.
Bestimmt fallen Dir noch weitere positive Aspekte ein, die das Nein Sagen mit sich bringen kann. Schreib mir gern. Ich freue mich und sage JA zu mehr NEIN.
Herzlich,
Deine Martina
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Sehr gut geschrieben und es hat mich interessiert. Mittlerweile sage ich Nein, wenn ich Nein meine. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass das Gegenteil krank macht. Ich glaube jedoch, dass das ein allgemeines Problem ist. Ja sagen ist doch auch viel bequemer: in der Erziehung, man hat erst einmal Ruhe, etc. Denn, das habe ich auch öfter erlebt, ja sagen heißt ja auch nicht immer Ja machen. Sehr cooles Thema. Danke 👍
Liebe Trinidad,
genau so ist es. Ich habe im Job so viele Ja-Sager erlebt. Es hat mich krank gemacht zu sehen, wie wichtige Themen deshalb gar nicht erst aufgegriffen und diskutiert wurden. Bei der Erziehung kann ich mir gut vorstellen, dass manche Eltern sich zum einen Kinder wünschen, die nicht widersprechen. Zum anderen aber auch ihren Kinder alles durchgehen lassen, um bloß ihre Ruhe zu haben. Gut, wenn wir das anders machen 😉
Liebe Grüße
Martina
Danke für den wunderbaren Artikel, der uns alle ermuntern soll, für unsere eigenen Bedürfnisse einzustehen. Diese sollen nämlich zuerst kommen, deswegen ist ein “Nein” eben manchmal unumgänglich. Auch ich übe 😉
Viele Grüße
Erika Greimel
Liebe Erika,
da hast Du so recht. ein Kommentar sagte: Ein nein nach außen ist ein ja zum eigenen ich. Und da ist etwas Wahres dran. Die eigenen Bedürfnisse sollten wir mindestens genauso wichtig nehmen, wie die Belange unserer Mitmenschen …
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
hätte Dich viel früher kennenlernen sollen 😊 Ich liiiiebe Deine Blogbeiträge.
Bin als Kind tatsächlich zur Ja-Sagerin erzogen wurden.
Mein ehemaliger Chef hat mich vor ca. 6 Jahren zu einem ‚Zeit & Selbstmanagement‘-Seminar geschickt um Nein sagen zu lernen – es war tatsächlich das Hauptthema.
Ich war total beleidigt weil ich 2x hingehen musste (jetzt schmunzele ich drüber 😉) …aber es hat mir wirklich was gebracht. Habe sehr wertvolle Dinge gelernt wie zB. eine selbstbewusste Körpersprache zu üben (und zwar täglich vor dem Spiegel). Ich habe die Sache ernst genommen, weil ich immer Stress hatte.
Danach wurde ich im Büro oft als ‚Egoistin‘ bezeichnet, kamen Fragen ob ich Hormonschwankungen hätte(!)… und im Familienkreis musste ich mir anhören, dass ich eines Tages einsam und verlassen sterben werde, wenn ich so weiter so mache. Tjah!
Hatte aber nie das Bedürfnis gehabt diese Personen erklären zu müssen dass es ‚Selbstliebe‘ war. Das war schon mal mein erster Erfolg.
Ich übe immer noch – muss ehrlich zugeben. Wie am Anfang tut es jetzt nicht mehr weh, wenn ich wirklich ‚nein‘ meine.
Mir wurde neulich das Buch „Nein ist das neue Ja“ von Desiree Nick empfohlen. Darauf bin ich sehr neugierig.
Ganz viele liebe Grüße
Zeli
Liebe Zeli,
was für ein schönes Feedback, vielen Dank! Dieses Totschlagsargument “Egoismus” kenne ich. Und wenn man genau hinsieht, soll man anderen einen Gefallen tun oder für sie da sein, weil sie selbst mit ihren Aufgaben oder sich selbst nicht zurecht kommen. Liebe Dich selbst. Das steht am Anfang so vieler guter Entwicklungen. Und schärft ganz nebenbei das Profil 😉 Ich bin gespannt, was Du über das Buch erzählst.
Liebe Grüße
Martina